trostbanner12
Info-Schrift
Schlafen
Psyche
Weinen
Liebe
Tragen
Musik
Körperpsych.
Osteopathie
CSIR
Rota Therapie
Forschung
Sonstige Tipps

Musik

JanaDreiMonate

 

Kapitel aus:
Jutta Riedel-Henck
Weinendes Baby – Ratlose Eltern
Wie Sie sich und Ihrem »Schrei-Baby« helfen können«.
München: Kösel, 1998.

 

Die beruhigende Wirkung von rhythmischen Bewegungen, Klängen und Geräuschen

Wie es klingt, wenn ein wütender Mensch den Satz »Ich freue mich!« ausruft, ist leicht vorstellbar. Ob Sie nun die Sprache als Informationsträger entschlüsseln können oder nicht – die im Klang der Stimme ausgedrückten Emotionen lassen sich kaum verbergen. Durch Gewohnheiten und Zwänge haben wir gelernt, unsere wahren Gefühle hinter widersprüchlichen Worten zu verstecken, was bei einem »ungebildeten« Kind für Verwirrung sorgen muss.

Wo verbale Verständigung an ihre Grenzen stößt, kann der spielerische Umgang mit Musik neue Türen öffnen. So berichtet die Musiktherapeutin Gisela Lenz aus ihrer Arbeit mit »irritablen Säuglingen«, wie Mutter und Kind einander näher kommen, indem sie mit Klängen und Geräuschen experimentieren (Lenz).

Während Sie sprechen oder singen, können Sie Lautstärke, Tempi und Betonungen verändern und Ihre aktuellen Empfindungen ausdrücken. Auf diese Weise erhält das Baby ehrliche und direkte Botschaften von einem Menschen, dem es (am meisten) vertraut. Es fühlt sich geborgen und nimmt Ihre Schwingungen ohne Umwege auf.

Ob und was Sie singen, hängt ganz von der Situation ab, in der sich Ihr Baby und Sie befinden. Wichtig ist, dass Sie sich nicht zwingen, da sich Ihr Zwiespalt auf das Kind überträgt. Das Singen soll auch Ihnen helfen, sich ein wenig zu entspannen und den Gefühlen freien Lauf zu lassen.

Zur Unterstützung und Erleichterung des Einschlafens sollten Lieder gewählt werden, deren Melodie aus wenigen und möglichst gleichmäßigen Tonfolgen besteht. Dem Herzschlag nachempfunden eignen sich gerade Takte, die sich ohne Umwege in schreitende Bewegungen integrieren lassen. Da der Vorgang des Einschlafens ein Prozess mit unterschiedlichen Stadien ist, bedarf es eines entsprechenden Liedrepertoires, für das ich Ihnen im Folgenden Material vorstellen möchte.

Wenn Ihr Baby schon seit einiger Zeit schreit und Sie den Eindruck haben, als wäre es überhaupt nicht ansprechbar, sind Lieder kaum angebracht. Sie können versuchen, den akustischen »Schrei-Wall« mit hohen Geräuschen zu durchdringen, wobei es nicht darum geht, ein stundenlanges Krachkonzert zu veranstalten. Probieren Sie komische Töne zu erzeugen, indem Sie z. B. durch vibrierende Lippen summen, zwischen sehr hohen und tiefen Tönen wechseln, eine Sirene nachahmen, anfahrende Autos, Zischlaute einbauen oder in die Hände klatschen. Geräusche, die an prasselnden Regen oder Meeresrauschen erinnern (z. B. mit einem »Regenrohr«), können besonders wirkungsvoll sein: Lassen Sie Erbsen oder Reis in Pappkarton oder Holzkiste rieseln, benutzen Sie gefüllte Blechdosen oder Plastikschachteln als Rasseln, lassen Sie Gläser klingen, betätigen Sie die Toilettenspülung.

 

OceandrumKleiner
Bauanleitung für eine Oceandrum
zur Geräuscheerzeugung

 

Unterbricht es sein Schreien, können Sie die Gelegenheit nutzen und mit ihm sprechen, es streicheln, etwas zu saugen anbieten o. ä. Jetzt würde auch ein Lied Gehör finden. Braucht Ihr Baby dringend Schlaf, sollte es entsprechend ermüdenden Charakter haben. In Verbindung mit gleichmäßigen Streichel- oder Wiegebewegungen eignen sich Lieder wie »Schlaf, Kindlein, schlaf«, »Abend wird es wieder«, »Müde bin ich, geh zur Ruh«, »Wer hat die schönsten Schäfchen« und »Der Mond ist aufgegangen«, wobei Sie das Tempo jeweils intuitiv wählen und z. B. dem des Atmens anpassen. Beruhigt sich Ihr Baby, werden Sie immer etwas langsamer und leiser.

Ist Ihr Baby durch nichts von seinem Schreien abzuhalten, könnten beharrlich wiederkehrende Bewegungen und Klänge beruhigend wirken. Schnelle Rhythmen drücken Unruhe und Aufregung am besten aus, so dass Sie selbst Gelegenheit haben, Dampf abzulassen, und das Baby in seiner Stimmung bestärkt und aufgefangen wird. Um sich in die Lage des Babys zu versetzen, stellen Sie sich z. B. vor, dass Sie einen Wutanfall haben und Gläser gegen die Wand werfen: Das laute Klirren wirkt regelrecht befreiend, und Sie möchten es so oft wiederholen, bis sich die aggressiven Gefühle im Lärm verlieren.

 

WutWegSpiele

Für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet:
Anregungen zur kreativen Wut-Verarbeitung

WutWegBuch

 

Die Kombination aus Bewegung, Festhalten
und Gesang bzw. Sprache

Meine Tochter war über den ganzen Tag verteilt unruhig. Abends steigerte sie sich so in ihr Schreien hinein, dass sanfte Worte, langsames Umhertragen und Wiegen keine Wirkung zeigten. Ihr Schreien ging uns sehr nahe; in Sekundenschnelle läutete unsere sinnliche Alarmanlage auf Hochtouren, und wir waren unfähig Ruhe zu bewahren. So kam es, dass ich nach langem Suchen eine Beruhigungsmethode fand, die langfristig dazu beitrug, dass Jana kaum noch schreien musste und endlich schlief.

Trotz unzähliger misslungener Versuche hatte ich Jana wieder einmal in die Bauchtrage gesetzt. Ihr Schreien konnte ich kaum aushalten, so dass meine Beine schneller liefen, um die Spannung abzuarbeiten. Wie ein Pferd trabte ich durch unser Schlafzimmer und sprach dabei, eher zu meiner eigenen Beruhigung, nur ein Wort – zu jedem Schritt: Häi, häi, häi ... laut und bestimmt. Ich wollte durchhalten, meine Tochter halten, die ich fest mit den Armen umschlang und an mich drückte. Meine Erleichterung werde ich nie vergessen, als Jana in sich zusammensackte und einschlief. Ruhigen Schrittes schlich ich so mit ihr durch die Wohnung und genoss stolz und verwundert zugleich das ruhige Atmen meines entspannten Babys.

Meine persönliche Beruhigungsmethode besteht aus einer Kombination von Bewegung, Festhalten und Singen bzw. Sprechen. Ich habe sie ohne Konzept aus der Praxis heraus entwickelt und möchte sie nicht als Allheilmittel propagieren.

Anfänglich war meine Tochter bereits einige Zeit am Schreien, wenn ich sie in die Bauchtrage setzte. Später gelang es mir, vorbeugend bzw. bei ersten Anzeichen der Unruhe einzugreifen und Schreianfälle zu verhindern.

Sobald Jana vor meinem Bauch hing, »trabte« ich in schnellem Tempo, etwa zwei Schritte pro Sekunde, los (120 Schläge pro Minute: entspricht ungefähr dem durchschnittlichen Pulsschlag eines Babys im ersten Lebenshalbjahr). Dieses »Traben« war eine Mischung aus Laufen und Gehen, das mich wenig anstrengte und gleichzeitig ermöglichte, meine angestaute Erregung abzureagieren. Wie andere Eltern hatten wir die Erfahrung gemacht, dass wiederkehrende Fallbewegungen, wie sie z. B. beim Abwärtslaufen einer Treppe entstehen, beruhigend wirkten. Die dem nachempfundene Gangart des »federnden Trabens« erforderte weitaus weniger Kraft, so dass gleichzeitiges Sprechen oder Singen ohne Atemprobleme gelang. Bei anfänglich starker Erregung begleitete ich jeden Schritt mit zweisilbigen Phantasiewörtern wie z. B. »häiah, hemba, renga, zenga«. Solche improvisierten »Formeln« wählte ich jeweils spontan und variierte sie vorwiegend intuitiv. Nach einer gewissen Zeit entstand eine rhythmisch ausgefüllte Monotonie, Laufen und Sprechen passierten fast automatisch und rückten in den Hintergrund.

Ich weiß heute nicht mehr genau, wie lange es dauerte, bis ich vernahm, dass Jana aufhörte zu schreien und sich mehr und mehr entspannte. Rückblickend wundere ich mich über mein Durchhaltevermögen und die Verselbständigung meines Körpers, den ich nur loszulassen brauchte. Es scheint, als hätte ich einer verborgenen Kraft die Türen geöffnet, indem ich meiner Intuition folgte und Hemmungen abbaute. Eltern, die selbst ein unruhiges und übermäßig schreiendes Baby erlebt haben, werden wohl am besten nachempfinden können, wie »verrückt« die Sinne plötzlich »spielen«, wenn die Selbstkontrolle ihre Macht verliert.

Sobald ich spürte, dass Jana sich beruhigte, verlangsamte ich mein Lauf- und Sprechtempo. Ich verteilte die zweisilbigen Wörter wie »Hemba« nun auf zwei Schritte und ließ jede Silbe länger klingen: häiiii - aaaah, hemmm - baaaah. Mit zunehmender Entspannung wurde aus dem Laufen einfaches Gehen, zunächst gleichmäßig und stetig, dann schlendernd und gemütlich. Ich löste mich von den rhythmisch gesprochenen »Formeln« und summte einzelne lange Töne oder dehnte Vokale in einsilbigen Wörtern aus: »Jaaa, ist ja alles guuut. Schlaaaf! ...«

Ich summte aus der Tiefe heraus, hob meine Stimme leicht an und blieb auf einem Ton stehen. Meinem Gefühl folgend wechselte ich zwischen Sprechen, Singen und Summen. Wenn Jana eingeschlafen war, schlich ich noch eine Weile möglichst bewegungsarm durch das Zimmer und blieb schließlich neben dem Bett stehen. Langsam setzte ich mich, an mehrere Kissen gelehnt, auf das Bett und sackte nach und nach tiefer. Jana ließ ich zunächst auf meinem Bauch liegen. Für mich bedeutete diese Haltung und Ruhe bereits einen unbeschreiblichen Luxus, so dass ich mich für einige Zeit damit begnügte, Jana auf meinem Bauch schlafen zu lassen. Ich richtete mich darauf ein, konnte endlich lesen, etwas umständlich schreiben, essen und trinken ... Manchmal wachte Jana wieder auf, nachdem ich mich gerade oder erst für kurze Zeit hingelegt hatte. Meist genügten dann einige langsam geschrittene »Runden«, um sie wieder in den Schlaf zu tragen. Aus diesem Grund löste ich die Schnalle der Bauchtrage erst, wenn ich einschätzen konnte, dass Jana genug geschlafen hatte.

 

JanaBabySchlaf

 

Mit zunehmender Entspannung unserer gesamten Situation wagten wir weitere Schritte der »Befreiung«. Bald legte ich Jana vorsichtig von meinem Bauch hinunter auf das Bett. Ich nutzte für diese Lageveränderung die Phase ihres Tiefschlafes, die etwa 5 bis 10 Minuten, nachdem ich mich mit ihr auf das Bett gelegt hatte, erreicht war. Wartete ich zu lange, wachte Jana mit ziemlicher Sicherheit auf.

Janas Schlaf-/Wachrhythmen wurden stabiler, und wir konnten unsere Aktivitäten weiter einschränken. Im Laufe ihres fünften Lebensmonats missglückten die trabenden Einschlafversuche zunehmend, bis mein Mann entdeckte, dass Jana auch ohne vorheriges Herumtragen einschlief: Er legte sie direkt auf seinen Bauch, wippte gleichmäßig auf und ab und sang wie gewohnt unsere Formeln und Lieder. Wieder mussten wir einige Zeit üben und uns an die neue Situation gewöhnen. Wir legten uns nun ein Lammfell auf den Bauch. Mit dieser Schlafunterlage konnten wir Jana, nachdem sie eingeschlafen war, erschütterungsarm und vorsichtig herunterziehen. Spät abends kam es sogar einige Male vor, dass Jana direkt auf dem Bett einschlief, wenn wir ihre Hände streichelten und sangen oder sprachen.

Jana wuchs und entwickelte sich schnell, und der elterliche Bauch verlor als Schlafunterlage seinen Reiz. Das Einschlafen machte erneut Probleme, und in meiner Wut sagte ich, sie müsse nun ohne mich als »Matratze« einschlafen. Ich wollte einfach nicht mehr – und staunte sehr: Jana schlief tatsächlich ein! Ein weiterer Übergang mit Schwierigkeiten und Rückfällen, aber langfristig anhaltenden Fortschritten folgte. Obwohl wir Jana monatelang herumgetragen und auf unseren Bäuchen haben schlafen lassen, wurde sie immer selbständiger.

 

pikobaby2klein02
»Therapie zu Pferde«
im Reitzentrum Wümmetal

 

Klänge, Geräuschkulissen, schaukelnde und wippende Bewegungen, wiederkehrende Rhythmen können ganz unterschiedlich angewandt werden, um einen schreienden Säugling zu beruhigen. In meinem Beispiel kombinierte ich bestimmte Tragetechniken mit Bewegungen, Musik und Sprache. Ob ich improvisierte oder komponierte Lieder sang, dabei lief oder Jana stehend schaukelte, hing jeweils von der Situation ab. Intuitiv richtete ich meine Sinne auf den Grad der Unruhe und handelte entsprechend. Da wir bald wussten, welche Tageszeiten besonders anstrengend waren, versuchten wir, den Schreihöhepunkten zuvorzukommen. Das Tragen wurde zur Routine, ich verrichtete dabei leichte Hausarbeiten oder spazierte durch unseren Garten. Die erfahrungsgemäß schwierigen Abendstunden verbrachten wir gemeinsam und tanzten abwechelnd nach heiterer, rhythmisch vielfältiger (internationaler) Volksmusik von der Schallplatte, während der andere Essen kochte.

Noch nie erschien mir der Umgang mit Musik so existenziell und notwendig wie während des ersten Lebensjahres meiner Tochter. Im Grunde hatte ich zu ihren Ursprüngen zurückgefunden, ohne danach zu suchen. Ich war in der Lage, meine Stimme und Kreativität als Heilmittel anzuwenden, und gewann mein verloren geglaubtes Selbstvertrauen zurück.

 

    Es wird allgemein festgestellt, dass Musik ein Mittel zur Verständigung ist. In dieser schlichten Wahrheit liegt der ungeheure heilende Wert der Musik, da Krankheit das Ergebnis des Abbruchs der Kommunikation ist.
    (Alvin, 69)

 

Die Tatsache, dass viele übermäßig schreiende Babys in der Lage sind, sich zu beruhigen, wenn ihre Sinne durch bestimmte Klänge und Bewegungen angeregt werden, drückt möglicherweise nichts anderes aus, als dass sie besonders anspruchsvolle, sensible Wesen sind. Ihre Eltern müssen enorme Fähigkeiten entwickeln, die Signale ihres Kindes richtig zu deuten und entsprechend zu handeln. Wenn ich mich heute in die Lage meiner neugeborenen Tochter zurückversetze, habe ich größtes Verständnis für ihr Schreien, obwohl ich die Ursachen nicht eindeutig benennen kann. Sie brauchte etwas von uns, das wir erst mit viel Mühe entwickeln mussten. In diesem Sinne bin ich ihr, der Geburtshelferin unserer vergrabenen Kräfte, sehr dankbar.

 

    Zusammenfassung:

    Babys, die anhaltend und untröstlich schreien, erwecken leicht den Eindruck, unansprechbar zu sein. In solchen Fällen kann es helfen, die Stimmung des Babys aufzufangen und durch rhythmische Bewegungen, Klänge und Geräusche zu beantworten. Dabei wirken monotone Wiederholungen von gesungenen oder gesprochenen Phantasiewörtern, die in Tempo und Lautstärke dem Erregungszustand angepasst werden, beruhigend.
    Eine Kombination aus Festhalten (beim Tragen), gleichmäßigen Körperbewegungen (tanzen, laufen, gehen ...) und Gesang bietet Eltern und Kind die Möglichkeit, einander durch sinnliche Wahrnehmung zu verständigen, die Erregung in Bewegung umzusetzen und sich gemeinsam, langsam und stetig zu beruhigen.

     

JanaFluegelReiheKlein

 

Der Umgang mit Musik

Wenn Sie Musik, auf welchem Wege auch immer, einsetzen möchten, um Ihr Baby zu beruhigen, sollten Sie einige wichtige Kriterien berücksichtigen:

Tiefe Töne wirken beruhigend und entspannend. Sie lassen sich am besten mit der Bruststimme erzeugen, so dass Sie die Schwingungen über den Kehlkopf bis in die Brustwand hinein spüren. Wenn Ihr Baby an Ihrem Körper liegt, empfängt es die Schwingungen nicht nur über das Ohr, sondern direkt durch seinen Körper.

Schreit Ihr Baby sehr intensiv, werden Sie es besser mit hohen Geräuschen und eindringlicher Stimme erreichen als im Flüsterton, den es wegen seiner selbst erzeugten Lautstärke kaum wahrnehmen könnte. Mit zunehmender Entspannung möchten Sie wahrscheinlich rein intuitiv leisere Töne anstimmen.

Die unverwechselbare Klangfarbe der mütterlichen Stimme wird Ihrem Baby am vertrautesten sein und beruhigender wirken als z. B. fremde Trompetentöne oder solche, die es bisher nie gehört hat. Instrumente und Stimmen mit »heller« Klangfarbe erregen eher die Aufmerksamkeit des Zuhörers als solche mit »dunkler« Klangfarbe, welche zur Beruhigung und Entspannung besser geeignet sind.

Für Schlaflieder eignen sich Melodien, in denen abfallende Tonfolgen überwiegen (in den Schlaf fallen), wobei Aufwärtsbewegungen wie bei einer Welle ausgleichend wirken. Das bekannte Schlaf- und Kinderlied »Schlaf, Kindlein, schlaf« ist dafür ein besonders gutes Beispiel. Aber auch in den Volksliedern »Abend wird es wieder«, »Müde bin ich, geh zur Ruh« oder »Der Mond ist aufgegangen« kommen solche Wellenbewegungen (Wiegen, Schaukeln ...) deutlich zum Ausdruck.

Da die Bewegung des Gehens, Wiegens, Schaukelns ... wie das Ein- und Ausatmen aus zwei einander ergänzenden Handlungen besteht (rechts und links, hin und her, auf und ab ...), bietet sich der gerade Takt verbunden mit einfachen Rhythmen auch für beruhigende Musik an.

Es liegt nahe, dass schnelle Bewegungen bzw. Tonfolgen aufregend und langsame beruhigend wirken. Gemäß den ruhiger werdenden Atemzügen fördert eine intuitiv gesteuerte Verlangsamung des Tempos den Einschlafprozess.

Wenn Ihr Baby unruhig ist, können Sie es in seiner Stimmung durch anregende Musik bestätigen und seine Aufmerksamkeit wecken. Vielleicht gelingt es Ihnen, die Unruhe aufzufangen und mit Hilfe einer stetigen Zunahme beruhigender Lieder zu lösen. Für eine solche musikalische Stimmungsbegleitung habe ich einige bekannte, leicht singbare Lieder zusammengestellt:

 

    1. Schritt: Unterhaltsame Lieder mit Überraschungseffekt

    • Es klappert die Mühle am rauschenden Bach
    • Kuckuck, Kuckuck, ruft's aus dem Wald
    • Hopp, hopp, hopp! Pferdchen lauf Galopp!

     

    2. Schritt: Kurze muntere Lieder

    • Alle Vögel sind schon da
    • Der Kuckuck und der Esel
    • Ein Männlein steht im Walde.

     

    3. Schritt: Muntere monotone Lieder

    • Auf der Mauer, auf der Lauer, sitzt 'ne kleine Wanze
    • Grün, grün, grün sind alle meine Kleider
    • Drei Chinesen mit dem Kontrabass.

     

    4. Schritt: Muntere ruhige Lieder

    • Summ, summ, summ, Bienchen summ herum!
    • Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald
    • Der Winter ist vergangen.

     

    5. Schritt: Ruhige Schlaflieder

    • Müde bin ich, geh' zur Ruh
    • Wer hat die schönsten Schäfchen
    • Abend wird es wieder; Schlaf, Kindlein, schlaf
    • Der Mond ist aufgegangen

 

Während Sie die von Ihnen ausgewählten Lieder singen und möglichst oft wiederholen, können Sie Ihr Baby sanft streicheln, wiegen, tragen oder einfach halten. Wenn Sie mit Ihrem Baby umhergehen oder tanzen möchten, sind Lieder wie »Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann« oder »Brüderlein, komm tanz mit mir« angenehme »Wegbegleiter«.

Trägt das Musizieren nicht in jedem Fall zur unmittelbaren Beruhigung Ihres Babys bei, so kann es zumindest Ihrer persönlichen Aufheiterung dienen und von dem schwer erträglichen Schreien ablenken. Mit Musik sind angstbesetzte und spannungsreiche Situationen oftmals leichter zu ertragen.

 

    Zusammenfassung:

    Tiefe, eindringliche, mit der Bruststimme erzeugte Töne wirken beruhigend, während hohe Geräusche und Töne von heller Klangfarbe die Aufmerksamkeit eines Menschen wecken. Besonders intensiv kann Ihr Baby die Schwingungen Ihrer Stimme, verbunden mit dem gleichmäßigen Pochen Ihres Herzens, wahrnehmen, wenn sein Kopf in Höhe des Brustkorbes liegt bzw. gehalten wird.

    Die Melodien improvisierter Gesänge oder Lieder sollten in Wellenbewegungen verlaufen, in denen absteigende Tonfolgen überwiegen, um eine einschläfernde Wirkung zu erzeugen. Ein gerader Takt und einfache Rhythmen, die sich in gleichmäßige Körperbewegungen integrieren lassen, sind hierfür geeignet.

     

CD_Schlaflieder_Vorschau_klein0424 alte und neue Schlaflieder
von anregend, rhythmisch vielfältig bis getragen ruhig
gibt es auf dieser CD von und mit
Jutta Riedel-Henck, Gitarre und Stimme.
Kompost-Verlag, Musik aus dem Jetzt, Sept. 2006
€ 10,00 (im Kompost-Shop)

Alle Texte mit Gitarrenakkorden als pdf-Datei zum kostenlosen Download für den privaten Gebrauch.

  Mehr Infos, Bezugsquelle

  JRH-Kindermusik Schlaflieder: CD-Inhalt mit Klangbeispielen

 

Quellen:

Lenz, Gisela M.: Musiktherapie bei frühen Interaktionsstörungen am Bespiel von »Schrei -Babys«. Abschlußbereicht für die Andreas-Tobias-Kind-Stiftung über das geförderte Projekt. Unveröffentlichtes Manuskript.

Alvin, Juliette: Musiktherapie. Ihre Geschichte und ihre moderne Anwendung in der Heilbehandlung. München und Kassel, Basel, London: dtv und Bärenreiter, 1984.

 

Weiterführende Links:

Stephanie Büning: »Ein Weg aus der Disharmonie?! Musiktherapeutische Möglichkeiten bei Familien mit “Schreibabys”«.
Diplomarbeit, Mai 2002, als pdf-Datei unter folgender Adresse zu finden:
http://utopia.knoware.nl/users/jdehaas/Stefanie%20Buning.htm

 

FruehgeboreneMusik03

 

 

siehe auch Rezension von

Förderung frühgeborener Kinder mit Musik und Stimme
Frühförderung interdisziplinär 11
Monika Nöcker-Ribaupierre
Marie-Luise Zimmer

 

 

siehe auch CD/DVD

 

Seitenanfang

 

© 2012 by Jutta Riedel-Henck