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Still- und Schlafprobleme

 

Unser erster Sohn Felix war von Anfang an schwierig. Es fing damit an, dass ich ihn nicht stillen konnte, Felix wusste mit meiner Brustwarze nichts anzufangen.
Ich habe ambulant im Krankenhaus entbunden, aber leider war im Kreißsaal keine Gelegenheit, Felix anzulegen. Es lag wohl daran, dass alle Kreißsäle belegt waren und ich die erste war, die entbunden hat. Wahrscheinlich wartete die nächste Frau mit Wehen schon vor der Türe.
Ich kam dann bald nach der Geburt auf die Station, wo Felix erst einmal gründlichst untersucht wurde – wieder keine Gelegenheit, ihn anzulegen. Als dann endlich alle Formalitäten erledigt waren, war er zu müde zum Trinken. So haben wir wohl den richtigen Zeitpunkt verpasst.

Die Nachsorge-Hebamme war natürlich entsetzt und hat uns ein Stillhütchen verordnet, das wir auch gleich aus der Apotheke besorgten. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten, Felix saugte und saugte, und im Stillhütchen war immer eine Pfütze zu finden, wenn er fertig war. Wir waren uns sicher, dass wir es geschafft hatten. Lästig war nur, dass er so schwierig anzulegen war, denn wenn er nach zweimal Ansaugen keine Milch im Mund hatte, schrie er empört. So dauerte es oft 10 Minuten und länger, bis er mal wirklich anfing zu trinken. Aber gut, damit konnte ich leben. Ich wollte unbedingt stillen, um ihn vor Allergien zu schützen, und dafür war ich bereit, diese Unannehmlichkeiten einzugehen.

Drei Wochen nach der Geburt dann der Schock: Felix hatte sein Geburtsgewicht immer noch nicht wieder erreicht. Die Federwaage der Nachsorge-Hebamme war so ungenau, weil er immer zappelte, dass wir es nicht früher bemerkten. Wir fingen an, ausgelaufene und abgepumpte Milch zuzufüttern, die er direkt im Anschluss an seine Busen-Mahlzeit auch gierig trank. Eine schwierige Zeit begann, in der ich meinen Milchfluss anregen musste, viel abpumpte, mich mit wunden Brustwarzen herumschlug und ähnliches.

Inzwischen hatte Felix auch angefangen, immer mehr zu schreien. Er schlief tags nur kurz und abends oder nachts hatte er meist eine längere Schreiphase, in der er herumgetragen werden musste. Oft dauerte es etwa eine Stunde, bis wir ihn – meist im Tragetuch – erfolgreich in den Schlaf getragen hatten.
Wir gaben Sab-Tropfen und ich verzichtete auf allerlei Lebensmittel, aber ich konnte keine Besserung feststellen. Mein Mann hat den Schlafplatz auf Unebenheiten untersucht, als sei unser Sohn die Prinzessin auf der Erbse. Natürlich ohne Erfolg. Ich las Artikel über Schreibabys und stellte erfreut fest, dass unser Baby zwar viel schrie, aber kein wirkliches Schreibaby war. Wie schlimm musste es dann wohl Eltern treffen, die ein »echtes Schreibaby« hatten ...?

Wir kämpften uns von Tag zu Tag und von Woche zu Woche. Inzwischen fanden wir heraus, dass Felix nachts nur noch an unseren Körpern schlafen wollte. Er lag meist auf Papas Bauch und ich hatte immer Angst, dass ihm irgendwas die Atemwege versperren könnte. Aber wenigstens konnte er so schlafen.
Wenn er tagsüber mal mehr als 30 Minuten am Stück schlief, war ich glücklich. Es war furchtbar, wenn er nach 30 Minuten mit seinen Ärmchen zappelte und dann schreiend aufwachte. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass er gar nicht wirklich wach war, wenn er so brüllte. Ich ließ ihn dann oft im Bett und streichelte ihn nur. Es kam tatsächlich vor, dass er dann wieder einschlief, aber auch das klappte bald nicht mehr. Ich nahm ihn dann nach so einem kurzen Nickerchen ins Tragetuch – und prompt schlief er oftmals noch zwei Stunden weiter, völlig ohne Probleme. Also doch ein echter Tragling? Unsere Hebamme empfahl Pucken, aber das klappte bei uns nicht, Felix strampelte sich schnell wieder frei, also haben wir das wieder bleiben lassen.

Dann empfahl mir meine Mutter, es doch mal mit der Bauchlage zu probieren. Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei, aber probierte es. Und – oh Wunder – es klappte! Zwar wachte er trotz allem noch häufig nach 30 Minuten schreiend auf, aber es gab viel mehr lange Schlafphasen, auch tagsüber. Natürlich plagte mich das schlechte Gewissen und ich las mir alles an, was ich über Bauchlage und plötzlichen Kindstod finden konnte.

Nachts schlief er weiterhin in unserem Bett, erst auf unseren Bäuchen, wo er ja auch selber in Bauchlage schlief, später dann zwischen uns. Er ging mit uns ins Bett und stand mit uns auf und hatte mehrere unregelmäßige Nickerchen über den Tag verteilt.

Die Wochen und Monate gingen dahin. Als er 5 Monate alt war, wurde die Schreierei weniger, aber ich hatte weiterhin ein schwieriges Baby, das sehr viel Aufmerksamkeit brauchte, viel quengelte und nicht in der Lage war, mal kurz alleine zu spielen.

Mit 7 Monaten krabbelte Felix, und bald danach musste mein Mann auf eine mehrtägige Dienstreise. Eigentlich wäre das kein Problem gewesen, aber da ich weiterhin stillte, musste ich viel trinken und somit nachts einmal auf Toilette. Ohne meinen Mann fehlte der »Aufpasser« im Bett, der Felix davon abhielt, aus dem Bett zu krabbeln. Also verkniff ich mir den Toilettengang und konnte dafür nicht mehr einschlafen.
Nach ein paar Nächten beschloss ich, dass es so nicht weitergehen konnte. Felix musste jetzt, ob er wollte oder nicht, abends in seinem eigenen Bett einschlafen, basta! Das hatte ich beschlossen: Wenn er nachts aufwacht, gehe ich zuerst auf die Toilette, danach hole ich ihn, er darf an der Brust trinken und bei mir im Bett weiterschlafen.
Der Beschluss war gefasst, das Buch »Jedes Kind kann schlafen lernen« hatte ich gelesen, wollte es aber nicht knallhart umsetzen. Aber immerhin kannte ich nun die Theorie.

Statt mich bettfertig zu machen mit einem schreienden Baby im Badezimmer, das nicht akzeptieren wollte, dass es in diesem Moment nicht herumgetragen wird, brachte ich Felix nun kurzerhand in sein Bett, bevor ich mich selber bettfertig machte. Natürlich schrie er, aber ich wusste, er würde auch im Badezimmer schreien, während ich mich fertig mache. Also durfte er jetzt auch ruhig mal in seinem Bett schreien.
Ich habe an diesem Tag absichtlich sehr viel mit ihm unternommen, damit er richtig müde wurde. Ich bin dann, wie in »Jedes Kind kann schlafen lernen« gelernt, ein paar mal in sein Zimmer gegangen, um ihm zu zeigen, dass es mich noch gibt. Er hat zum Glück nicht pausenlos geschrien, sondern in Intervallen. Und nach 15 Minuten war Ruhe. Geschafft? Wirklich? Ich hatte mich auf einen viel längeren Kampf eingestellt, denn 10 Minuten Geschrei im Badezimmer abends war bis dahin völlig normal. Aber es blieb ruhig.

Felix schlief im Zimmer neben mir, ich ließ beide Türen offen, damit ich ihn auf jeden Fall gleich hörte. Diese Nacht war schlimmer als die Nächte zuvor, ich hörte jeden Mucks von ihm, wenn er sich umdrehte, einfach alles. Ich lag wach und wartete darauf, dass er anfing zu schreien, um seine Stillmahlzeit einzufordern. Um halb sieben morgens stand ich dann gerädert auf, da wachte er ebenfalls auf. Er hatte endlich mal durchgeschlafen, und ich hatte dicke Ringe unter meinen Augen.

Der zweite Abend verlief noch besser, es gab etwa 3 Minuten Geschrei, dann war Ruhe und Felix schlief. Er schlief durch und ich habe auch erholsamen Schlaf gefunden. Am dritten Abend gab es ein paar Protest-Laute, aber kaum war ich aus dem Zimmer, war es still. Am vierten Abend gab es keinen Protest mehr. Er schlief jede Nacht durch, und bald schloss ich dann abends seine Tür, damit wir ihn morgens nicht immer aufweckten.

Ich hatte Erfolg, mit geschlossener Tür schlief er morgens einfach weiter. Es gingen 10 Stunden vorbei, 12 Stunden. Meine Brüste spannten von der ganzen Milch und ich wurde langsam unruhig. Er lag ja auf dem Bauch in seinem Bett und war erst 8 Monate alt. Es gibt Kinder, die selbst in diesem Alter noch am plötzlichen Kindstod sterben. Ich konnte nicht anders, ich öffnete leise die Tür – und hörte ihn atmen. Ich war erleichtert, es war immerhin schon 10 Uhr morgens. Er schlief bis 11 Uhr und wachte dann friedlich und gut gelaunt auf.

Von nun an stellte sich ein neuer Rhythmus ein. Statt nachts nur 7-8 Stunden zu schlafen und dann mehrere Nickerchen über den Tag verteilt zu machen, schlief er nun nachts 12-14 Stunden, und dann noch einmal 1-2 Stunden mittags. Er war weiterhin tagsüber sehr anspruchsvoll, er war ja von Anfang an gewöhnt, ständig umsorgt zu werden, aber er war plötzlich nicht mehr quengelig. Ich hatte viel mehr Spaß und Freude an meinem Baby als zuvor und war selber auch endlich wieder ausgeruht. Dieser ganze Erfolg kam nur daher, weil ich ihn aus dem Familienbett ausquartiert hatte! Damit hätte ich ja nie im Leben gerechnet, ich wollte mit dem Familienbett doch nur das Beste für ihn, nämlich Attachement Parenting, das auf die Bedürfnisse des Babys eingeht!

Im Nachhinein betrachtet muss ich sagen, dass wir vor allem zwei Probleme hatten: erst ein Baby, das ständig hungrig war, und dann ein Baby, das nicht genügend erholsamen Schlaf fand. Ich weiß nun, wie wichtig Schlaf für Babys ist und dass sie sich nicht automatisch das holen, was sie brauchen. Ich weiß nun auch, dass ein Familienbett zwar sicherlich für viele Kinder eine schöne Sache ist, aber eben nicht für alle. Meinem Felix hat es sehr geholfen, endlich in seinem eigenen Bett und Zimmer mit geschlossener Türe schlafen zu dürfen!

Beim zweiten Sohn habe ich dem Thema Schlaf von Anfang an wesentlich mehr Bedeutung beigemessen, er wurde von Anfang an gepuckt, und zwar nicht mit Tüchern, die wieder aufgehen, sondern mit einem Ganzkörper-Pucksack, genannt SwaddleMe. Er hat darin geschlafen wie ein Engel, bis er im Alter von 4-5 Monaten seine Hände lieber frei haben wollte. Wenn er wach war, war er ausgeruht und erholt und hat mit viel Freude auch selber gespielt! Ohne den SwaddleMe hätten wir dies sicherlich nicht so gut geschafft, denn auch unser zweiter Sohn war unruhig und hätte sonst nur auf dem Bauch einen erholsamen Schlaf gefunden.

Angela Wrobel

siehe auch:
»Pucksack SwaddleMe«,
Bezugsadresse, Erfahrungen und mehr von Angela Wrobel

 

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