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Überlebensbericht einer Mama

 

als meine erste tochter geboren wurde, war alles in ordnung, das kind schlief viel, trank sein fläschchen und gedieh super, mit 6 wochen schlief sie durch und überhaupt lief alles nach plan, fester rhythmus. ich dachte immer, wenn eltern mir erzählten, die kinder seien tag/nacht verdreht oder sie schreien und essen nicht, schlafen nicht, die eltern machen was falsch, jedes kind braucht nur einen festen rhythmus und dann ist alles in ordnung. aber dann ............. ich wurde wieder schwanger, die große war fast drei jahre alt. als ich das baby das erste mal spürte, war ich so glücklich, doch es hörte nicht mehr auf, ich spürte es irgendwie immer, ich freute mich, ein so aktives kind zu haben, immer zu wissen, wer strampelt, ist fit, ich lag viel und aß gut, las viel und strickte, die große war ja so brav, die letzten monate in der schwangerschaft konnte ich nur noch auf dem bauch schlafen, um vor lauter kindsbewegungen überhaupt ruhe zu finden, mein doc meinte, ich solle mal im schaukelstuhl das kind beruhigen, doch es strampelte, jeder lachte und freute sich, nur die nächte waren so schlimm, ich wusste nicht, dass das lange so bleiben sollte .....

die fruchtblase sprang, wir fuhren sofort ins krankenhaus, wehen ohne ende und nicht mal ne stunde später war sie da, eine geburt, die schnell war, dass ich sie nicht mal mitbekommen hatte, sie kam einfach ohne mein tun, ich kam nicht mal mehr auf das kreißbett, sie kam einfach. und sie schrie und schrie, das kind wurde in decken gewickelt und sie strampelte sich frei und schrie, der kinderdoc meinte, das kind habe geburtsstress, sie sollte gebadet werden, sie kam ins kinderzimmer und als sie zurückkam, schrie sie, ich legte sie an, sie war ruhig und ich war die stolzeste mama auf gottes erden, doch nach 45 minuten fragte ich mal, ob sie einen schnulli haben kann, sie schrie einfach, kein schnulli half, sie schrie, also wieder brust rein, ich verlangte ne flasche, sie schrie und schrie und wieder die brust rein, mir war nicht klar, dass das kind die nächsten 10 monate die brust im mund haben würde.

wir kamen nach hause, sie schrie und schrie und schrie, ich wickelte sie dicker ein und brust in den mund, sie schlief nur 20 minuten und schrie dann 2 stunden, mein mann und ich wechselten uns nachts ab mit rumtragen und einwickeln und auswickeln und flaschenversuche und doch wieder brust, meine mama kam am morgen und holte sie für ein paar stunden, sie schrie. omi schleppte sie und knuddelte sie und flaschenversuche, sie schrie, omi stopfte ihr dann die brust in den mund und still war sie, es war ja keine milch drin, aber irgendwie half es, jeder erklärte uns für irre, doch omi wusste, es war die einzige möglichkeit, mir ruhe zu verschaffen, das kind wurde dann eingepackt in kleider und dann skianzug, auf ein fell mit ner daunendecke, das half mal für minuten, dann schrie sie, ich kaufte mir ein tuch, band sie mir um, stopfte ihr die brust in den mund und sie schwieg, so verschaffte ich uns allen luft, mal mit der großen zu reden und spielen, die war total abgedrängt, omi kochte und wusch, war ja selber noch berufstätig und der urlaub schnell aufgebraucht, unser baby schrie, sobald die brust draußen war, ich war weltmeister in duschen und anziehen, immer mit dem ziel, das kind schnell wieder an die brust zu bekommen, in der hoffnung, nach drei monaten wird alles besser

................... wir stopften alles, was der kinderdoc und heilpraktiker auf lager hatte, ins kind, sie schrie einfach weiter, beim wickeln dachte ich, wenn ich sie jetzt auf die fliesen im bad feste aufknallen würde, dann ist alles vorbei, unser altes leben zurück, kein geschrei mehr, mit der großen einfach spielen ....... ich verstand zum ersten mal die mütter, die ihre kinder zum fenster rauswarfen, ich wollte auch so gerne, heute danke ich gott dafür, dass ich sie habe .........

das kind war nun 24 stunden an mich gebunden, mit der zeit konnte sie auch mein mann tragen, aber immer nackte haut im gesicht, war ein muss, sonst schrie sie, ich ging einkaufen mit kind im tragetuch und brust im mund, ich wundere mich, dass meine brust heute nicht an den knien hängt. sie verweigerte den löffel und die flasche, es war furchtbar ........... doch als sie 10 monate alt war, kam die wende, ich dachte immer, so ein kind entwickelt sich nicht, sie machte nix, keine bauklötze oder sonst was, keinen ball, nur tragetuch und haut, .............. ich packte sie aus dem tuch und sie lief los, wir staunten, jeder sagte uns, das kind bekommt kreuzschäden und genickprobleme und überhaupt macht frau das nicht ........... sie lief einfach los und von dem tag an schrie sie nicht mehr, sie lief nur noch immer in der ganzen wohnung herum, sie zog die schubladen auf und kletterte auf den schrank, wir machten überall gitter an die türen, ihr zimmer sah aus wie ein gefängnis, keine kisten, keine regale, nix, ne matratze auf dem boden, sie benutzte das bett, wo sie nie drin schlief, als kletterturm, sie rannte immer schneller, aber sie schrie nicht mehr, sie wollte alle zwei stunden tag wie nachts gestillt werden, welche erleichterung, ich konnte zwei stunden schlafen, ohne dass wer an meiner brust hing, bis sie 12 monate alt war, verweigerte sie jegliche nahrung, doch dann aß sie von heute auf morgen alles und ich stillte nur noch nachts, immer noch alle zwei stunden, mit 18 monaten hörte sie damit auf, doch sie schlief nicht durch, weckte mich immer noch alle zwei stunden, ich fand nie raus, was sie wollte ..............

 

heute ist sie 7 jahre alt und schläft endlich durch, mit 5 hatten wir sie aus unserem bett raus. dieses kind ließ sich nicht an irgendwas gewöhnen, weder rhythmus noch sonst was, als sie in die schule kam, schlief sie dann endlich durch. lange schlief sie eh nie, sie ging vor 22 uhr nicht ins bett und wachte um 6 uhr auf, sie schlief mit einem jahr mittags nicht mehr, auch keine 20 minuten mehr .................... wir haben sie überlebt. sie ist hoch intelligent, macht die schule mit links, setzt sich mit dem direktor der schule auseinander und ist positiv bekannt, sie hat ne unterschriftenaktion ins leben gerufen, ist auf ihrem mist gewachsen, doch ruhig sitzen kann sie nicht, sie rennt immer noch, selbst in der wohnung, sie fällt viel hin, und irgendwie habe ich das gefühl, das, was wir für wesentlich halten, ist für sie nicht wichtig, sie hat ihre eigenen festen gesetze und wir hoffen immer noch, wenn ihr körper ihrer intelligenz sich angepasst hat, dass sie ihre innere ruhe findet ................. heute sind wir stolz, wie am tag der geburt, sie hat uns gelehrt, das einzigartige, DEN MENSCHEN als individuum zu akzeptieren, jeder ist, wie er ist und kann nur die hand angeboten bekommen, doch nicht in ein schema gepresst werden. meine große sagt oft »mama, hörst du sie noch schreien, ich bekomme sie nicht aus dem kopf«, und ich höre sie noch, doch dann muss ich lachen, wie kreativ wir doch waren, und nichts hat was gebracht ....................... außer dass sie so wundervoll ist wie jedes meiner kinder ..... wir haben es gewagt und ich wurde wieder schwanger, und ich dachte es kann ja auf keinen fall schlimmer kommen und kein kind ist so wie das andere. die zwillinge sind heute zwei jahre alt und ich sehe immer noch omis gesicht, wie sie sagte, schlimmer kanns nimmer kommen, und ich sagte, es werden zwei ........... der eine zwilling war immer aktiv und hat im mutterleib seiner schwester einen blauen fleck getreten, und mir bangte es, doch die beiden schliefen immer, tag und nacht, waren nie länger als 20 minuten wach, selbst beim baden schliefen sie ............ und jeder sagt »oh wie, zwei kinder«, und ich denke immer nur, ne, oh wie, meine mittlere ......................

 

egal wie es ist, ich kann nur dazu beitragen, doch den menschen an sich nicht verändern, das ist die grausamste art an stiller kindesmisshandlung für mich. akzeptanz und durchhalten, organisieren und auch liegenlassen, das alles lässt einen die zeit des schreiens überleben, und wer mut hat, sollte sich auf die zeit danach freuen, denn es gibt kein größeres geschenk als das lachen eines kindes ................................... den weg gehn, alles hat seinen sinn .............

 

gruß

mama von 4 kindern

 

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© 2005 Natascha