trostbanner16
Tagebuch
Erfahrungen
Gedicht
Fotos
Lieder
Kreativ

Kleiner Mutmacher

 

Erst einmal ein großes Dankeschön an alle, die in diesem Forum mitgewirkt, geschrieben, geholfen haben. Ich habe schon sehr oft und sehr lange darin gestöbert und gelesen. Es tat so gut, zu sehen und zu lesen, dass man nicht allein ist. Bisher habe ich selbst noch keinen Beitrag geschrieben, aber jetzt mit etwas Abstand wird es höchste Zeit. Ich hoffe, dass ich dem ein oder anderen vielleicht etwas Mut machen kann.

Meine Tochter war auch ein Schrei Baby. Ich habe all die Tiefen durchgemacht, die viele von euch auch kennen und spüren. Wutausbrüche, Verzweiflung, Türen treten, Weinen, Schreien, Selbstvorwürfe usw. Und ein Kind, das schreit und schreit und schreit. Das Kind, auf das ich mich so gefreut habe, hört einfach nicht auf zu schreien, egal wie viel Aufmerksamkeit es bekommt, egal was ich tue. Ich war oft kurz davor durchzudrehen.

Mittlerweile ist meine Tochter 1 ½ Jahre alt. Sie ist das wundervollste Wesen, das ich kenne. Sie hat so eine ansteckend fröhliche Art, dass selbst der trübste Tag hell wird. Ich werde von wildfremden Menschen auf der Straße angesprochen, was für ein freundliches, ausdrucksvolles Kind meine Tochter ist. Jeder ist gern mit ihr zusammen. Sie ist in ihrer Entwicklung unheimlich weit, sehr aufgeweckt und einfühlsam. Mit einem Wort: bezaubernd!

Haltet durch, es lohnt sich! Ich glaube, dass alle Kinder, aber vor allem unsere Kinder etwas besonderes sind. Sie brauchen wesentlich mehr Aufmerksamkeit, Geduld, Zuwendung, aber sie geben es euch irgendwann zurück. Bestimmt. Und wenn ihr genau hinseht, dann ist das schon jetzt der Fall. Ich habe bei meiner Tochter in ganz schlimmen Zeiten ein Tagebuch geführt, in das ich alle schönen Momente eingetragen habe. In dieser Zeit ist man so mürbe, so ausgelaugt, so nervlich am Ende, dass man das Schöne übersieht. Es hat mir sehr geholfen, abends die Aufzeichnungen noch einmal durchzulesen. Es war eben doch nicht alles „beschissen“ an diesem Tag, wie ich oft zu meinem Mann gesagt habe.

Macht euch frei von Selbstvorwürfen, lasst Verwandte und Bekannte Ratschläge geben und hört einfach nicht hin. Nehmt euch nichts an von falscher Ernährung, Verhätschelung und dergleichen. Wenn der Kinderarzt Andeutungen macht, etwas in der Erziehung, an dem Tagesablauf würde da wohl nicht ganz stimmen: Lasst ihn reden. Ihr seid gute Mütter und Väter. Vielleicht die besten. Auf jeden Fall die besten für euer Kind. Euer Kind hat sich euch ausgesucht und das nicht ohne Grund.

Vielleicht noch ein kleiner Tipp: Versucht möglichst viel abzugeben. Denkt nicht: Dieses Kind kann ich keinem zumuten, damit kommt keiner klar. Ihr braucht diese Pausen, um Luft zu schnappen, um wieder etwas Kraft zu tanken. Seid nicht so blöd wie ich und kämpft euch allein durch. Vor allem traut auch den Vätern etwas zu. Ich habe mich oft bei meinem Mann beschwert, dass er sich zu wenig um unsere Tochter kümmert. Wenn ich dann aber genauer hingesehen habe, musste ich feststellen, dass ich ihm gar nicht die Chance dazu gegeben habe.

Sprecht offen über eure Gefühle und Ängste. Seid ruhig wütend, knallt Türen oder boxt in Kissen. Auch wenn ihr eurer Kind mal anschreit, entschuldigt euch später, aber macht euch keine Vorwürfe. Das ist doch alles so menschlich.

Bianca Opaitz, Dezember 2001

Seitenanfang

Erfahrungen-Inhalt

 

© 2001 Bianca Opaitz